Wüste, Meer, Abenteuer: Qatar 1996
Die 470-Segler im Club waren bekannt als Gruppenreisende, regelmäßiger Gewinner des „Herdenpreises“ bei den Deutschen Senioren-Cups. So hatten Andrea und Frank Winter, damals auch dazu gehörend, sie animiert, zur Senioren-Weltmeisterschaft 1996 nach Qatar zu fahren, besser: zu fliegen.
Die Winters hatten bereits Segel-Erfahrungen in diesem Revier gesammelt und berichteten begeistert. Zudem sponsorte der Staat Qatar die Anreisenden mit günstigen Flug- und Hotelpreisen und stellte die Boote. Also auf in ein verrücktes Abenteuer – wann würden wir je wieder die Gelegenheit haben, im Persischen Golf zu segeln?
Sechs SCWw-Mannschaften mit Begleitern trafen am 2. März 1996 in der Hauptstadt Qatars, Doha, ein, voll Staunen über ein kleines Land mit gerade mal 660.000 Einwohnern, davon nur 20% katarscher Abstammung, das sich im Auf- und Umbruch befand: die Väter noch Beduinen, die Söhne schon Manager, englischsprachig, zuvorkommende Gastgeber, großzügig (wenn es sich nicht um ihre Bediensteten aus Indien, Pakistan und Iran handelte) und manch kleines Geheimnis verratend - was trägt der Araber unterm Kaftan, warum isst man hier nur mit der rechten Hand?
Umbruch kündigt sich an, nachdem die Erdölmenge überschaubar erscheint: die Qatari bauen gerade auf ihren riesigen Gasfeldern ohne fremde Geldgeber eine eigene Gasverwertungsanlage; das kostet Geld und Sparen ist angesagt, aber nicht am Aushängeschild WM!
Begegnung mit den Ministern des Emirs Hamad Ibn Chalifa und dem deutschen Botschafter, großartiges Revier
Luxus-Hotel am Strand mit Segelclub nebenan, gehobene Restaurants vieler Nationalitäten, überdachte Basare für Gold und Gewürze, quirlige Märkte für Obst, Gemüse, Tiere, geführte Ausflüge zu Fischerhäfen (früher waren Naturperlen eine Einnahmequelle, bis Zuchtperlen sie verdrängten), zu Kamelrennen und in die Wüste, zu Prachtboulevard „Corniche“ und Palast des Emirs, schwarz umhüllte Gestalten mit Sehschlitzen, alles sehr orientalisch anmutend unter warmer März-Sonne. Eine tolle Woche lang.
Dann sind in der zweiten Woche die Masters und damit alle SCWw-Mannschaften dran: Mindestalter des Steuermanns 35 Jahre und der gesamten Bootsbesatzung 70 Jahre. Zusätzlich werden noch Mannschaften mit einem Gesamtalter über 100 Jahre gewertet: die Grandmaster.
Es hat teilweise ordentlich gekachelt, trotz der schützenden Sanddüne vor dem Golf stand eine große Welle bei strahlend blauem Himmel. So eine große Kreuz hatten einige noch nie gesegelt – wo ist hier die nächste Tonne?
Die Ergebnisse sind ohne Belang, sagen wir mal, die anderen waren besser. Das Abenteuer war ein unglaubliches Erlebnis, die Dagewesenen werden es nicht vergessen: Erika und Oskar Fleischer, Gisela und Walter Weißmann, Margot und Karl Rill, Andrea und Frank Winter, Ingrid und Peter Gläser, Karsten und Wolfram Balzer mit Ehegesponsen Claudia und Anke.
[Wolfram Balzer]